Weg ins Paradies?

12.02.2013 von Delhi nach Gokarna – Karnataka


Nach 2 relativ stressigen Tagen sollte nun der Spaß beginnen.

07:30 Uhr – raus aus den Federn ,oder besser gesagt, raus aus dem Innenschlafsack, rein in die Klamotten und etwas zum Frühstücken gesucht. Um Zeit zu sparen, nahmen wir die erste Möglichkeit, das Everest Cafe, gleich 50m von unserem Hotel entfernt… wow die hatten sogar eine richtige Espressomaschine…nur war zu dieser Uhrzeit keiner da, der diese Maschine auch bedienen konnte. Einen Koch gab es ebenso wenig und so wurden wir in die benachbarte und wohl auch verschwägerte Everest-Bäckerei (hier wird nichts gebacken) geschickt.
Hier war es klein und schäbig und wir hätten wohl die Zeichen richtig deuten sollen, welche zu uns sprachen, besser heute mal kein Frühstück zu nehmen. Wir aber bestellten Tee, Kaffee und „Brown Roll” ein stopfendes Gebilde, dass wohl an ein Brot erinnern soll, und ich voller Übermut ein Yak-Cheese Sandwich.
Mein letztes Yak-Cheese Sandwich in Agonda, Goa war so hervorragend und ich hatte es immer noch im Kopf. Mein bestelltes Sandwich jedenfalls sollte ich mir in ein paar Stunden wohl auch noch mal durch den Kopf gehen lassen.. aber dazu später mehr.
Das Ding kam, sah ok aus, ich biss hinein…und trotz Gurke und sonstigem Salat war das mal ne extrem trockene Sache und jeder Bissen klebte förmlich am Gaumen. Claudi hatte ähnliche Probleme und wir gaben nach ein paar Bissen auf.

Um 09:00 Uhr kam unser Taxi  und die Fahrt zum Flughafen ging zügig voran. Wir tankten und da verstanden wir auch, warum die Taxifahrten im Gegensatz zu letzem Jahr fast um 30 % gestiegen sind: 1 kg Gas kostet 50 Rupien, etwa 75 Cent, was in etwa dem Preis in Deutschland entspricht. Diesel liegt in etwa auch bei 50 Rupien, aber in Indien (Delhi) sind alle öffentlichen Transportmittel seit Jahren auf Gas umgerüstet worden, der Umwelt zu liebe.

Am Flughafen ging alles nach Plan, aber ich durfte am eigenen Leibe erfahren, warum der Indira Gandhi Airport zum zweitbesten Flughafen der Welt gekürt wurde: Mein Yak-Cheese Sandwich meldete sch nämlich mich voller Wucht zurück. Ich stürzte zur Toilette und zur Tür, die gerade frei wurde aber ich durfte da noch nicht herein. Erst schlüpfte ein Angestellter, bewaffnet mit Desinfektionsmitteln, in das Klo und fing an zu putzen. Und das machte er nach wirklich jedem Toiletten-gang. jedenfalls verließ mich mein Frühstück kurz, flüssig und heftig.
Das konnte ja heiter werden, denn neben den 2,5 Stunden Flug kam noch eine 4 stündige Taxifahrt auf uns zu. Claudia ging es zwar besser, aber sie war auch nicht ganz ok. Das sauberste Klo von Delhi testete ich übrigens gleich noch mal. Zu erwähnen wäre noch, dass ein weiterer Angestellter beim Händewaschen assistiert und den Seifenspender bedient und Papierhandtücher reicht.

Der Flug nach Goa verlief ohne Zwischenfälle. Die Landung der Indigo Maschine war samtweich und 20min nach Bodenberührung hatten wir unsere Rucksäcke.
Ich checkte auch hier erst mal das Klo. Ja, das war Indien, nur eine Schüssel und dazu verdreckt, aber es gab auch einen Angestellten der Seife und Handtücher reichte, aber dafür auch Bares sehen wollte. Er wedelte mit ein paar Geldnoten (auch ein Dollarschein war darunter) unter meiner Nase rum, ich sagte brav „Thank you” und ließ ihn wedelnd stehen.
An der Klotür steht sogar ein Schild, das man den Angestellten kein Trinkgeld geben soll. Wie witzig.

Draußen erwartete uns das Chaos an Taxifahrern und Chauffeuren, alle mit Namensschildern bewaffnet, in einer Reihe von ca. 100m Länge vor dem Ausgang. Wir schritten diese Parade langsam wie bei einem Staatsbesuch ab, konnten aber beim besten Willen keinen Namen entdecken, der auch nur entfernt einem der Unseren entsprochen hätte.

Wir waren 180km von unserem Ziel weg, dazu noch in einem anderen Bundesstaat. Zu guter Letzt machte sich mein Magen wieder bemerkbar und ich stiefelte zügig zur Ankunftshalle.. nur kommt man da zwar raus, aber nicht wieder hinein. Mit etwas Überredungskunst klappte es doch und diesmal gab es auch kein Handtuch für mich auf der Toilette. Er erkannte mich also wieder.

Nach 10min Warten und Parade abnehmen (mittlerweile konnten wir sämtliche Namen auf den Schildern der Chauffeure), rief ich mit Hilfe einer netten Dame einer Telefongesellschaft bei unserem Guesthouse an, erreichte aber erst bei der 4. Nummer Anands Frau und sie sagte mir, sie würden erst Morgen mit uns rechnen.. also kein Fahrer wartet heute auf uns am Goa Flughafen.

Ich fragte am Taxischalter, was eine Fahrt nach Gokarna , Karnataka denn kostet und da wurde 3600 Rupien aufgerufen. Unser Fahrer hätte 2500 Rupien gekostet.
Claudia hat inzwischen mit einem Taxifahrer verhandelt und sich auf 3000 Rupien geeinigt. Ich verließ kommentarlos den Taxischalter und wir begaben uns zum Taxi. Stolz wie der Fahrer nun war, kaute er jedem Kollegen seine an Land gezogene Fahrt nach Karnataka für 3000 Rupien auf‘s Ohr. Die reagierten allerdings nicht mit Freudensprüngen, sondern es gab ein regelrechtes Handgemenge, wir kamen aber unbeschadet aus der Sache raus. Er erzählte uns noch, dass die Kollegen sauer waren, warum er denn für nur 3000 Rupien so eine weite Strecke fährt. Er erwiderte, dass ist doch seine Sache, wohin er für wieviel auch immer seine Kundschaft fährt.

Die Fahrt entlang der Küste zeigt die Vorteile des Hinduismus. Hindus glauben an Wiedergeburt und so scheint es nicht weiter tragisch, wenn man in einem Frontalcrash sich gleich ins nächste Leben katapultiert. Für Fahrgäste, die nur ein Leben haben und danach wieder zu Staub zerfallen, sieht das anders aus. Der kleine Suzuki Minibus fuhr jede Kurve am Limit, überholt wurde immer, natürlich mit lautem Gehupe.
Wir schafften die 180km in 2 Stunden, 45 Minuten, wohl ein neuer Rekord auf der Strecke.
Wenn man bedenkt, dass der Mann uns für ca 43 Euro 180km gefahren hat und diese Strecke auch wieder zurück musste (mittlerweile war es dunkel), geht der Preis mehr als in Ordnung, damit kommt man in Frankfurt nicht sehr weit.

Der nächste Schock war auch nicht weit. Am Hariprya Guesthouse war niemand. Hätten wir für diese Nacht kein Dach über dem Kopf?
Gott sei Dank war die Türe nicht abgeschlossen und ein Zimmerschlüssel lag auf der Kommode. Zufälligerweise genau das Zimmer, was wir reserviert hatten. Claudi ging schnell nach oben, um zu schauen, ob es nicht noch belegt war ,aber wir hatten Glück und es war frei, Nur geputzt war es noch nicht. Mein Mage n war noch nicht mit mir im Reinen und ich brauchte langsam, aber sicher wieder ein Klo, also nichts wie rein in die gute Stube.
10 min später kam Anand, klopfe an die Türe und war sichtlich geschockt, das er den Ankunftstag verwechselte. Besorgt wollte er mir schon einen Arzt holen, was ich verneinte, aber er ließ es sich nicht nehmen, uns noch Bananen und mir Tabletten und einen Elektrolyt-Drink zu holen. Wenn immer wir was bräuchten, sollten wir in fragen.

Wir machten noch schnell die Betten und vielen erschöpft in den verdienten Schlaf.

 

Der "Holy-Tank" von Gokarna

Der „Holy-Tank“ von Gokarna

Der Main-Beach von Gokarna

Der Main-Beach von Gokarna

 


 

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